THE GOODSTUFF hilft helfen

Conny Sporrer von Martin Rütter DOGS Wien begibt sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Ellen Marques, Martin Rütter DOGS Köln auf einen Lokalaugenschein nach Ungarn & Rumänien.

THE GOODSTUFF hilft helfen

Tour durch einige Tötungen und Tierauffanglager Ungarns und Rumäniens

4 Tage – 1.600 km – über 1.200 Hunde in Sheltern, Tötungen, auf der Straße... Das ist die Bilanz der „Tierschutztour“ durch Ungarn und Rumänien, die Conny und Ellen, zwei Trainerinnen von Martin Rütter DOGS gemeinsam gemacht haben. Ein kleiner Einblick in das, was in den meisten Ländern im Süden und Osten Europas augenscheinlich ein Fass ohne Boden ist: Hunde in großer Not. Was bleibt, sind Gefühle von tiefer Traurigkeit, höchstem Respekt, Hoffnungslosigkeit und aber auch der tiefen Überzeugung, dass gar nichts tun und die Augen weiter zu verschließen auf gar keinen Fall etwas bewegt. 

Die Protagonistinnen sind Conny Sporrer und Ellen Marques, beide seit Jahren Hundetrainerinnen aus Leidenschaft. Sie haben sich auf die Reise gemacht, weil sie in ihrem Arbeitsalltag sehr häufig mit Hunden aus dem Tierschutz aus vielen Ländern zu tun haben. Wir danken den beiden an dieser Stelle für Ihren Mut und die Bereitschaft, sich ein Bild vor Ort zu machen!

Die wichtigsten Fragen vor der Reise waren: 

-       Wie steht es in Ungarn und Rumänien um die Hundesituation wirklich?

-       Was verbirgt sich hinter den sagenumwobenen „Tötungsstationen“? 

-       Wie seriös sind Tierschutzorganisationen vor Ort?

-       Gibt es Unterstützung vom Staat und verschärfte Gesetze?

-       Wie gehen die Menschen mit Hunden um? 

-       Gibt es Möglichkeiten, nachhaltig zu helfen? 

Was hier folgt ist ein kleiner Auszug aus dem Reisebericht der beiden:

Für unsere Reise hatten wir eine grobe Route auf dem Plan, jedoch frühzeitig alles verworfen, weil wir festgestellt haben, dass wir von Ort zu Ort spannende Tipps bekommen haben, die wir vorher nie hätten erahnen können. 

Tag 1

Den Kofferraum noch schnell beladen mit über 200 kg Trockenfutter von THE GOODSTUFF, ging es nach Lovasbereny in Ungarn, etwa 45 Min. südwestlich von Budapest und 2,5 Autostunden von Wien entfernt. Bora Horwath betreibt dort seit vielen Jahren das Tierheim „Kóborka“. Mit Unterstützung einiger österreichischer Tierschutzorganisationen, vor allem durch Animal Care Austria vermittelt sie dort ausgesetzte, bedürftige und abgegebene Hunde nach Österreich.

Natürlich interviewten wir Bora auch zu ihrer Sicht der Dinge über die Tierschutzsituation in Ungarn. Tatsächlich wurde auch in Ungarn das Tierschutzgesetz verschärft und z. B. festgelegt, dass Hunde nicht durchgehend an der Kette gehalten werden dürfen – was leider bis heute ein typisches Bild darstellt, wenn man durch ungarische Dörfer fährt. Wie immer scheitert es an der Exekutive. Bora lachte und sagte „selbst wenn mal einer kontrolliert, sagen sie eben, dass das nur für eine Stunde ist..“. 

Bora erzählte uns auch über die ungarische Situation mit sog. „Tötungsstationen“. Um diese Begrifflichkeit gleich hier zu erklären: Im Grunde geht es um staatliche Tierheime, denen es obliegt, Hunde nach 2 – 4 Wochen zu töten, wenn sie nicht vermittelt werden. Wie diese Tötungen tatsächlich stattfinden, konnte uns niemand so richtig sagen, grundsätzlich sollten dies aber Tierärzte mit einer Narkose und anschließend tötlicher Injektion tun. Dass es aber Einrichtungen gibt, die sich Gelder dafür selbst einbehalten und den billigsten Weg wählen, sollten wir diese Tage noch erfahren... 

Der Staat bzw. die EU gewährt diesen Heimen in aller Regel mehr oder weniger hohe Subventionen, belohnt aber Hundefänger auch mit bis zu 70 EUR pro Hund, was in den östlichen Ländern sehr viel Geld bedeutet. Es obliegt dann jeweils dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung, wie mit diesen staatlichen Sheltern verfahren wird – einige arbeiten mit lokalen oder überregionalen Organisationen zusammen und sind sehr bedacht auf die Vermittlung der Tiere, um den Weg der Tötung zu vermeiden. 

So gesehen am gleichen Tag bei Kati Soltész in Cegled, 125 km von Lovasbereny entfernt, einem privaten Tierheim namens „Állatmenhely Nyílt Alapítvány“, das direkt an eine „Tötung“ angeschlossen ist. Kati kümmert sich dort so gut es geht um die Vermittlung der Hunde aus den Tötungen. Trotzdem bot sich uns ein schreckliches Bild, da man die erdrückende Lage mit unzähligen Hunden, die vermeintlich wenige Chancen auf ein hundgerechtes Leben haben, regelrecht fühlte. Je weiter wir uns von der österreichischen Grenze entfernten, desto verzwickter und hoffnungsloser schien uns die Lage. 

Tag 2

Unsere Route heute führte uns nach Rumänien. Wir wollten vor allem der Straßenhunde-Situation dort vor Ort auf den Grund gehen und fuhren nach Timisoara – einer 300.000 Einwohner-Stadt im Westen des Landes. Erwartet haben wir heruntergekommene Häuser, dreckige Straßen und wahrscheinlich auch ein paar Straßenhunde. Erleben dürfen wir hier aber eine sehr europäische moderne Stadt mit schicken Cafés, Restaurants und einem sehr gepflegten Stadtkern. Von Straßenhunden weit und breit keine Spur, auch wenn wir gelesen haben, dass hier noch vor wenigen Jahren bis zu 12.000 Hunde auf der Straße gelebt haben sollen. Wir fragen die Bevölkerung und stoßen eher auf verwunderte Blicke – als ob es dieses Bild nie gegeben hätte...

Bei einem Mittagessen fällt uns die Bewerbung Timisoara’s als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2021 auf – ein Austragungsort, der uns bei allem, was wir bisher hier gesehen haben absolut legitim scheint. Sollte man meinen...

Die Innenstadt verlassend, machten wir uns in die Vororte auf. Ein Tierheim, das uns sehr interessierte, war die Casa Cainelui, die dort von dem Rumänen Romulus Sale geführt wird. Wir haben selten ein so toll gepflegtes Gelände betreten. Alles schien gut organisiert, sauber und gewissenhaft. Das Elend war aber nicht besser: Auch in der Casa Cainelui leben viel zu viele Hunde auf kleinem Raum. Romulus arbeitet mit deutschen Organisationen zusammen und bringt die Hunde nach Prüfung der potentiellen Adoptanden und medizinischer Versorgung der Hunde, persönlich mit einem perfekt angepassten Transporter in ihr neues Zuhause...meist nach Deutschland und Österreich, in seltenen Fällen werden die Hunde auch im eigenen Land vermittelt. 

In seinen Erzählungen wirkt der Tierheimleiter wütend: Auf die rumänische Bevölkerung, den Staat, die EU. Er beklagt immer wieder, dass es in Rumänien „keine Kultur für Hunde“ gibt. Er meint damit, dass Hunde zwar durchaus von Menschen bewusst gehalten werden, wenn es aber darauf ankommt, sie zu kastrieren, Zäune zu bauen, damit sie nicht abhauen können oder einen Tierarztbesuch auf sich zu nehmen, sind sie ihnen zu oft egal und zu teurer Ballast.

Unsere Beobachtungen in Rumänien täuschen unsere Erwartungen: Wir hätten mehr Abscheu gegenüber Hunden im Allgemeinen erwartet, jedoch ist uns das nicht begegnet. Tatsächlich trifft man im eher städtischen Umfeld auch Menschen, die Hunde ganz normal an der Leine führen und scheinbar mit ihnen leben wie wir im Westen auch. Das Problem scheint vor allem ländlich zu sein, da wo es weniger Bildung, Geld und Aufklärung gibt. 

Ein Zitat, das uns vor dem Einschlafen noch auf Pinterest begegnet, trifft es heute am besten: „Reisen macht dir klar, wieviel du noch nicht gesehen hast, wieviel du nicht sehen wirst und wie viel du noch sehen musst!“. Ein wahrer Spruch, der uns einmal mehr vor Augen hält, wie einfältig wir die Tierschutzproblematik bisher betrachtet haben.

TAG 3

Heute trieb es uns mit ein wenig Bauchweh in das städtische Hundeauffanglager. Wir können aus Sicherheitsgründen hier nicht so detailliert werden, aber bereits beim Betreten haben wir ein mulmiges Gefühl und den sicheren Eindruck, dass hier etwas ganz krumm läuft. Um es kurz zu fassen: Wir haben die Hundehölle gesehen. Über 600 Hunde, bis zu acht in kleinen Zwingern eingesperrt, augenscheinlichst krank, resigniert, dem Untergang geweiht. Wir waren nicht darauf aus, viele Worte mit dem Betreiber zu wechseln. Seine Worte: „we don’t kill any dogs here“ versetzten uns aber ins Staunen. Erklärte jedoch auch gleichzeitig wie hier verfahren wird, um staatliche Gelder abzukassieren. Glaubt uns: Wir als Hundefreunde, hätten dort am liebsten alle Hunde auf einen Schlag erlöst.

Geprägt von diesen Bildern fuhren wir noch am gleichen Tag nach Lugoj, ca. 70 km von Timisoara entfernt. Als hätte sich ein Schalter umgelegt, trafen wir in den ländlichen Gegenden im Vergleich zu den Städten immer mehr streunende Hunde. Wir gehen davon aus, dass diese in loser Verbindung zu dortigen Haushalten leben. Die meisten scheinen nicht abgemagert oder verwirrt, jedoch wird uns nun auch klarer, wie selbständig Hunde sich da bewegen können – eine völlig unkontrollierte Verpaarung ist dann eine logische Folge.

In Lugoj angekommen, besuchten wir das Tierheim „Free Amely“, das Elena Balaj gründete, weil sie als Mitarbeiterin eines staatlichen Tierheims, die dortigen Zustände nicht mehr mittragen konnte. Sie kümmert sich mit ihrem Sohn Daniel extrem herzlich und rührend um eine Vielzahl an Hunden. Überhaupt stellen wir fest, dass die Rumänen ein überaus gastfreundliches und herzliches Volk sind. An jeder Stelle wurde uns geholfen, wir wurden aufgenommen und freundschaftlich empfangen. 

Daniel nahm sich, nach dem Entgegennehmen unserer zahlreichen Futtersäcke von THE GOODSTUFF, sofort Zeit, um uns das Tierheim zu zeigen. Uns fiel auf, dass die Gepflegtheit der verschiedenen Tierheime ein offenbar starker Indikator für Qualität und Seriosität war. 

Auch Daniel haben wir zur Verbesserung der Situation gefragt, woraufhin er uns ein paar wirklich herausragende Ideen vorstellte, die „Free Amely“ bereits erfolgreich umsetzt: Unter anderem organisieren sie immer wieder mobile Kastrationsprojekte, in denen Tierärzte mit medialer Vorankündigung durch die Dörfer fahren und kostenlos Hunde kastrieren, die bestenfalls von der Bevölkerung dorthin gebracht werden. Eine weitere tolle Initiative ist das Einbinden von SchülerInnen in die Tierschutzarbeiten in lokalen Sheltern. Daniel, der in etwa in unserem Alter ist, bestätigte unsere Hoffnung, dass das Bewusstsein für Hunde und deren Haltung bei der jungen Generation besser werden würde. 

Tag 4

Wieder zurück in Ungarn besuchten wir als vorerst letzte Station den Verein „Puli Állatvédő Egyesület-Debrecen“ in Debreczin, der zweitgrößten Stadt Ungarns. Wir treffen dort Eva Nemeti, die uns aufgeregt freudig empfängt und zu ihrem sehr entlegenen Shelter führt. Während unserer Gespräche und Fragen wird uns erst bewusst wie sehr Eva für die Hunde kämpft: Sie erzählt uns von ihren Touren durch Dörfer, in denen sie mit viel Feingefühl versucht, Aufklärung und Bewusstsein zu schaffen, den Hunden dort im ersten Schritt zumindest mal längere Ketten mitbringt oder auch Kastrationstouren organisiert. Auch Eva erzählt uns das Leid der privaten Vereine, die ihre Arbeit verantwortungsvoll und richtig machen, jedoch keine Subventionen vom Staat und der EU bekommen, ein Drama, wirklich. 

Wir machen uns langsam wieder auf nach Hause, geprägt von zahlreichen Eindrücken und vielen vielen Bildern im Kopf, die uns sehr müde gemacht haben. Uns ist bewusst, dass diese wenigen Stationen, die wir abgefahren sind, nur ein klitzekleiner Teil von dem sind, was in Süd- und Osteuropa sonst noch an Hundeleid besteht. Uns ist klar, dass wir nicht einfach die Politik ändern können und die Situation nachhaltig auch nur schwer zu ändern ist. Was uns aber bleibt ist so viel Bewusstsein wie möglich zu schaffen, wie viele tolle Hunde es auch außerhalb des Landes gibt, die unsere Hilfe mit Sicherheit nötig haben.

Es braucht langfristige Maßnahmen wie:

-       Kastrationsprojekte

-       Aufklärung in der Bevölkerung, vor allem bei den Kindern und Jugendlichen

-       Zäune, die das Streunen der Hunde regulieren

-       Eine allgemeine Hundesteuer, welche durch Kennzeichnungs- & Kastrationspflicht entfällt

 Fazit

In nur wenigen Tagen haben wir über 1.200 Hunde gesehen. Viele davon werden in den Auffanglagern sterben, ein verhältnismäßig kleiner Anteil wird Glück haben, irgendwann doch adoptiert zu werden. Wir sollten diesen Hunden eine Chance geben, aber nicht überstürzt vorgehen. Während unseres Aufenthalts haben uns auf Instagram hunderte Kommentare, weinende und wütende Emojis erreicht – interessanterweise zum Großteil von Menschen, die bei ihrem Hund den Weg zum Züchter gewählt haben. Diese „Doppelmoral“ ist uns bis heute ein Rätsel. Wir versprechen Euch allen: Wir haben zwar nur einen kleinen Bruchteil von Hunden in diesen Ländern gesehen, aber unter diesen Hunderten war auf jeden Fall zumindest ein perfekter für Euch dabei!

Einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren

Die Wege zu Tierheimen sind natürlich zum Teil weit weg aber machbar. Man entscheidet sich für einen Hund fürs Leben, also darf man auch mal ein paar Stunden Fahrt auf sich nehmen, um seinen Begleiter persönlich auszuwählen bzw. kennenzulernen. Natürlich kann man auch die Vermittlungen durch die helfenden Organisationen in Anspruch nehmen, aber weitaus besser ist die Entscheidung für den richtigen Vierbeiner natürlich vor Ort zu treffen, sofern man dem emotional gewachsen ist. 

 

Mehr über die beiden Helferinnen:

Conny: https://www.martinruetter.com/wien/ueber-uns/conny-sporrer/

Ellen: https://www.martinruetter.com/koeln/ueber-uns/ellen-marques/

 

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